Angst verstehen und transformieren: Eine Methode zur bewussten Kommunikation mit deiner Angst

Angst verstehen: wie du dich Schritt für Schritt
mit ihr auseinandersetzen kannst

Seit ich klein war, litt ich unter Angstzuständen durch Schlafparalyse und Dunkelheit. Jetzt, im Erwachsenenalter, wird mir diese Angst immer mehr und mehr zum Verhängnis. Vielleicht kennst du das auch – nur in einer anderen Situation. Angst kann beängstigend sein und dein ganzes Leben bestimmen, wenn man nicht in Frieden mit ihr geht. Ich weiß, es ist leichter gesagt als getan, aber irgendwo müssen wir ja anfangen. Denn im Grunde ist die Angst nichts weiter als ein Alarmsystem, das uns auf etwas aufmerksam machen will – meistens auf etwas, das im Unterbewusstsein darauf wartet, gesehen zu werden. Ereignisse aus früheren Leben gehören oft mit dazu und spielen in diese Thematiken des Unterbewusstseins hinein. Das bedeutet aber nicht, dass wir eine Rückführung machen müssen, um diese Energie abzulösen – oder, wie mein Vater jetzt so schön sagen würde, uns unserer Angst stellen müssen.

Versteh mich nicht falsch: Es ist definitiv gesund, sich seinen Ängsten zu stellen. Aber es muss nicht immer der direkte Weg sein. Gerade in Verbindung mit traumatischen Erlebnissen kann eine direkte Konfrontation sogar negative Auswirkungen haben und dich re-traumatisieren. Kleine Schritte sind wichtig – aber auch nicht ohne. Eine einfache Kommunikation mit der Angst kann dir schon Angst machen, so seltsam es klingen mag. Besonders, wenn du jemand bist wie ich, bei dem Sicherheit und Vertrauen nicht unbedingt zu den leichtesten Themen gehören.

In diesem Blogbeitrag möchte ich dir eine Methode an die Hand geben, wie du mit deiner Angst kommunizieren kannst und dadurch selbst Wege findest, sie zu transformieren, um deinen Alltag mit mehr Vertrauen zu gestalten.

Kommunikation mit der Angst:
Wie du deine Emotionen bewusst wahrnehmen kannst

Wie der Titel des Blogs schon verrät, kommunizieren wir in dieser Methode mit der Angst. Dabei ist es wichtig zu unterscheiden, dass du mit der Angst und nicht mit dem Auslöser kommunizierst.

Gerade wenn du traumatische Erlebnisse mit anderen Personen erlitten hast, geht es nicht darum, dich wieder in diese Situationen zu versetzen oder in Gedanken mit diesen betroffenen Personen zu kommunizieren. Es geht wirklich nur darum, mit deiner Angst – also mit der Emotion – in Kontakt zu treten. Ich selbst stelle mir dabei keine schwarze Silhouette vor, sondern konzentriere mich einfach nur auf ein Gespräch, als würde ich in Discord oder am Telefon mit einem Freund über meine Angst sprechen und sie analysieren.

Ich werde dir gleich ein Beispiel von mir mit auf den Weg geben, um dir ein deutlicheres Bild zu verschaffen. Zuerst brauchst du aber ein bisschen mehr Hintergrund zu mir.

Ich selbst bin, wie schon gesagt, seit meiner Kindheit mit der Angst vor der Dunkelheit konfrontiert – nicht nur durch die Schlafparalyse, sondern auch im spirituellen Sinne. Als Kind weißt du nicht, wie du dich vor bestimmten Energien schützen kannst. Und damit meine ich nicht nur die geistige Welt, sondern auch Energien und Glaubenssätze von deinem Partner, deinen Eltern oder deinem Umfeld. Sie können dein Nervensystem beeinflussen oder deine Angst verstärken. Gerade wenn du, so wie ich, sehr empathisch und hochsensibel bist, ist es umso wichtiger, deine Grenzen zu wahren.

Während ich diesen Blogeintrag schreibe, befinde ich mich in einer Situation, in der mein ganzes System in chronischer Alarmbereitschaft ist. Mein Körper glaubt, ich sei nicht sicher – und das nicht nur in Bezug auf die Angst vor der Dunkelheit, sondern auch auf existenzielle oder finanzielle Ängste. Ich bin in diesen Zustand geraten durch jahrelangen Stress und vor allem durch Faktoren in meinem letzten Job, die nicht gerade zu einer gesunden Arbeitshaltung oder einem guten Selbstwertgefühl beigetragen haben. Mein Therapeut nannte es "Hyperarousal".

Es würde jetzt den Rahmen sprengen, meine ganze Geschichte zu erzählen. Ich möchte dir nur einen kleinen Einblick in meine Lage geben – und dir dann zeigen, wie ich das Thema Angst für mich angegangen bin.

Wie schon gesagt, ist Konfrontation das A und O, wenn es um psychische Gesundheit geht. Doch je nach Grad und Ursache der Angst sollte man es schrittweise angehen. Da meine Ängste mit einem für mich schweren traumatischen Erlebnis verbunden sind, ist es mir schon zu viel, mir "vorzustellen", in einer ähnlichen Situation zu sein, um sie dann in meinem Unterbewusstsein zu reprogrammieren.

In all den Jahren, in denen ich mich mit Psychologie und Persönlichkeitsentwicklung beschäftige, habe ich für mich selbst herausgefunden, dass die direkte Kommunikation mit meinem Körper meine Art ist, Dinge zu verarbeiten und zu reflektieren. Für manche mag das weit hergeholt klingen, aber es funktioniert wirklich. So wie deine Gedanken spricht auch dein Körper – manchmal durch Schmerzen, manchmal durch Wärme oder Kälte und manchmal auch, wie in der spirituellen Praxis, durch Channeling. Mit Sicherheit bekommst du eine Antwort. Doch sie bewusst wahrzunehmen, ist eine andere Herausforderung.

Nimm dir diesen Moment, um einfach mal kurz in dich hineinzuspüren. Schließe die Augen und nimm deinen Körper wahr.

Wie fühlst du dich? Bist du müde oder voller Energie? Wie verbunden bist du mit deinem Körper? Weißt du, was ihm fehlt, was er braucht? Und vor allem: Pflegst du ihn genug?

Allein schon täglich in dich hineinzufühlen – und das nicht nur auf psychischer Ebene –, kann dir helfen, dich besser mit deinem Körper zu verbinden und ein stärkeres Körpergefühl zu entwickeln.

Mit unseren Emotionen ist es genauso. Ich werde dir jetzt ein Beispiel meiner eigenen Kommunikation mit der Angst zeigen – und später näher darauf eingehen.

Übung: Kommunikation mit der Angst

Ich: Warum bist du da?

Angst: Ich will dich warnen.

Ich: Wovor?

Angst: Vor dem Unbekannten, vor dem Schmerz, der dich erwartet, vor der Einsamkeit. Du wirst nicht überleben, wenn du alleine bist.

Ich: Warum überlebe ich das nicht? Ich habe bisher überlebt, ich bin noch da.

Angst: In einem früheren Leben hast du es nicht überlebt.

Ich: Hat das eventuell auch mit meiner Kindheit oder meiner Sensibilität zu tun?

Angst: Nein.

Ich: Warum zeigst du dich dann momentan so intensiv? Was willst du mich lehren?

Angst: Es muss verarbeitet werden, damit du weitermachen kannst. Du darfst lernen, dich nicht mehr vor dem Unbekannten zu fürchten und nicht immer das Schlimmste zu erwarten. Du darfst lernen, dich nicht mehr vor dir selbst zu fürchten – in dem Sinne, dass du nicht in der Lage wärst, dich zu verteidigen oder zu überleben. Eigentlich hast du echt Eier, wenn es darauf ankommt, und das hast du in einigen Situationen bereits selbst bemerkt. Hinter der Angst steckt auch Adrenalin, das dich dazu bringt, aus Selbstschutz zu handeln oder zu reagieren. Du darfst lernen, dass du sicher bist und dass du geführt wirst. Das ist jetzt deine Lernaufgabe.

Ich: Aber wie soll ich vertrauen, wenn ich mich nicht sicher fühle? Selbst wenn ich um Hilfe bitte – sei es bei meinem Team oder bei anderen Personen. Und warum muss dieses Adrenalin aus der Angst heraus entstehen, um mich zum Handeln zu bringen? Ich tue doch schon aktiv etwas: Ich gestalte meinen Alltag, baue Routinen ein, versuche, in die Akzeptanz zu gehen. Ich frage mich, was du damit bezweckst. Selbst wenn es eine Wunde aus einem vergangenen Leben ist – es ist vorbei. Ich bin nicht mehr dort. Ich bin zuhause in meinem Bett. Ich bin sicher, und man kann mir nichts anhaben.

Angst: Ich hatte damals keine Zeit, diese Ereignisse zu verarbeiten, und auch keine Unterstützung dabei. Ich weiß, wie ich damit klarkommen kann, aber ich möchte, dass du es jetzt verarbeitest.

Ich: Und wie kann ich es verarbeiten, ohne ständig in Alarmbereitschaft zu sein oder Angst zu haben?

Angst: Indem du die Dinge nimmst, wie sie sind. Ein Geräusch ist nur ein Geräusch. Es kann dir nichts tun. Es ist einfach nur ein Geräusch. Nimm deine Umgebung bewusst wahr, ohne sie zu bewerten. Ein Knacken ist ein Knacken – nicht mehr und nicht weniger. Deine Hängematte schaukelt – na und? Soll sie doch schaukeln. All diese Dinge haben keinen Einfluss auf deine Sicherheit. Sie sind einfach nur da, und du darfst sie akzeptieren.

Ich: Was kann ich tun, wenn ich aber aktiv etwas in meinem Feld spüre?

Angst: Akzeptanz. Grenzen setzen. Wahrnehmen, aber nicht sofort davon ausgehen, dass du Schaden nimmst. Mache einen Realitätscheck:

  • Kann mich dieses Geräusch verletzen?

  • Kann mir das Kribbeln in meinem Körper wirklich etwas anhaben?

  • Wo bin ich? Bin ich in meinen vier Wänden?

Reflexionsfrage an mich selbst: Was passiert, wenn ich die Augen schließe?

Ich: Ich bin alleine und unachtsam. Ich habe keine Kontrolle.

Ich: Worüber habe ich keine Kontrolle?

Angst: Darüber, ob man mich sieht oder nicht, ob man mich wahrnimmt und angreifen kann. Ich sterbe, wenn ich die Augen schließe.

Realitätscheck:

  • Stimmt es, dass ich sterbe, wenn ich die Augen schließe?

  • Gibt es einen Beweis dafür, dass ich sterbe, obwohl ich in einer sicheren Umgebung bin?

  • Basierend auf den Ereignissen und Erfahrungen dieses Lebens?

Angst: Ich wurde schon einmal in einer sicheren Umgebung getötet.

Ich: Aber nicht in diesem Leben. Was ist also anders in diesem Leben, das mir Sicherheit geben kann?

Angst / Anteil: Dass du nicht alleine bist. Dass du einen Partner hast, der dich liebt und sich wirklich um dich kümmert. Dass es vorbei ist. Dass du sicher bist. Dass du es verdient hast, sicher zu sein. Und genau das bist du jetzt auch. Entschuldige, wenn ich dir Unannehmlichkeiten bereitet habe. Ich bin bereit zu gehen und zu transformieren.

Ich: Alles gut. Was kann ich tun, um mir diese Sicherheit in Erinnerung zu rufen?

Angst / Anteil:

  • Ich bin sicher.

  • Ich bin nicht alleine.

  • Mein Team passt auf mich auf. Sie sind nicht schwach – im Gegenteil, sie bestehen aus Licht und hüllen mich darin ein, sodass ich heller strahle und die Dunkelheit vertreiben kann. So ist es, so wird es sein – und noch viel besser.

Ich: Kannst du mir eine Checkliste geben? Etwas Konkretes, das ich tun kann, um mehr Sicherheit zu manifestieren?

Checkliste:
✅ Akzeptiere die Dinge, wie sie sind, und nehme sie bewusst wahr.
✅ Ein Geräusch ist ein Geräusch – und jetzt? Falls dich die Angst schon zu sehr eingenommen hat, mache den Realitätscheck: Bin ich wirklich in Gefahr?
✅ Vertraue auf dein Team. Sie sind nicht schwach – im Gegenteil, sie sind immer bei dir und beschützen dich zu deinem höchsten Wohl.
✅ Iss bis spätestens 19 Uhr, damit dein Körper nachts genug Energie hat und nicht gestresst ist, weil er Hunger hat. Dein Körper braucht Kraft, um die Erlebnisse des Tages zu verarbeiten.

Ich: Vielen Dank, dass du dich mir geöffnet hast.

Ende der Kommunikation.

Angst verstehen und transformieren:
Der Schlüssel liegt in der Selbstkommunikation

An dieser Stelle möchte ich dir sagen: Lass dich nicht entmutigen, wenn du nicht sofort klare Antworten bekommst oder vielleicht erst einmal nichts wahrnimmst. Das Gefühl für dich selbst kommt durch den stetigen und bewussten Austausch mit dir selbst.

Ich liebe es, mich zu hinterfragen, und mache es seit Jahren zu meiner täglichen Praxis, um mich mit mir selbst zu verbinden. Deshalb fällt es mir leichter, Informationen zu filtern und direkt zu analysieren. Doch vielleicht kannst du aus dieser Konversation auch mitnehmen, dass es ganz einfache Fragen sind – so, wie du sie einem Experten in einem Interview stellen würdest, weil du verstehen willst, wie das System funktioniert. Du musst kein Doktortitel haben. Du brauchst nur den Mut, dich selbst zu hinterfragen und mit dir selbst in Verbindung zu treten.

Was ich aus diesem Gespräch mitnehmen kann: Die Angst, die mich einnimmt, liegt überraschenderweise nicht an der Dunkelheit selbst – sondern an der Angst vor dem Unbekannten. Die Dunkelheit ist lediglich ein Verstärker dieser Angst, weil sie durch mein Kindheitstrauma getriggert wird. Sie ist aber auch ein Symbol für diese Ungewissheit.

Es ist nicht abwegig, dass unsere Umgebung unsere inneren Themen spiegelt. Meine Situation war voller unbekanntem:

  • Ich bin im Krankengeld.

  • Der Arzt will mich in eine Reha schicken, die ich nicht möchte, nur damit ich schneller wieder arbeitsfähig bin.

  • Mein Therapeut verweist mich an einen Facharzt, den ich erst suchen muss.

  • Das Arbeitsamt will mich so schnell wie möglich zurück im Dienst.
    Aber ich weiß nicht einmal, wie ich nachts schlafen und morgens voller Energie aufstehen soll.

Nach diesem Gespräch musste ich erst mal aufs Klo – um 4 Uhr morgens, stockdunkel außerhalb meines Zimmers. Die perfekte Gelegenheit, um das Gelernte gleich anzuwenden. Ich nahm mein Handy, ging aus dem Zimmer, erlaubte mir, Licht zu machen – und spürte, wie die Angst langsam wieder aufstieg.

Ja, mit Kommunizieren allein ist es nicht getan. Dein Bewusstsein versteht es vielleicht auf einer intellektuellen Ebene – doch jetzt musst du ihm die Beweise liefern, damit es sich langfristig transformieren kann.

Das ist der schwierigste Part. Doch genau darum geht es.

Ich hoffe, dieser Beitrag hilft dir, deine eigenen Emotionen besser zu verstehen – und dich selbst auf einer tieferen Ebene kennenzulernen. Diese Übung kannst du nicht nur mit der Angst, sondern mit jeder beliebigen Emotion durchführen.

Falls du Fragen hast oder in diesem Prozess Unterstützung brauchst, kannst du dich jederzeit an mich wenden.

Jetzt erst einmal: Viel Glück beim Kommunizieren und Verkörpern.

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Warum Erfolg nicht schneller kommt, nur weil wir uns beeilen